Es gibt verschiedene Kommunikationsformen für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen. Welche Kommunikationsform nutzbar ist oder bevorzugt wird, hängt vor allem davon ab, ob und wie stark das Hören und / oder das Sehen vor der Sprachentwicklung beeinträchtigt waren.

Für Menschen mit angeborener Hörbehinderung/Taubheit und erworbener Sehbehinderung/Blindheit (z.B. von Usher I Betroffene) ist das Erlernen der Lautsprache erschwert. Sie sind folglich gebärdensprachlich orientiert. Eine hinzukommende Sehbehinderung erschwert je nach Ausprägung auch die visuelle Wahrnehmung von Sprache. So muss die Gebärdensprache eventuell an ein verkleinertes Gesichtsfeld angepasst oder taktile Gebärdensprache genutzt werden.

Menschen mit angeborener Sehbehinderung/Blindheit und erworbener Hörbehinderung/Taubheit erfahren die Welt in der Kindheit vor allem über das Gehör und den Tastsinn. Die Lautsprachentwicklung wird erworben, aber die Schriftsprache kann bei entsprechend stark ausgeprägter Sehbehinderung nur mit Hilfe von Brailleschrift (die sogenannte „Blindenschrift“) genutzt werden. Eine hinzukommende Hörbehinderung erschwert die Kommunikation entsprechend.

2 Frauen mit Statuen auf einer Bank

Die wichtigsten Kommunikationsformen in Kürze:

Die Lautsprache / Die Schrift

Die Betroffenen, die die Möglichkeit hatten, die Lautsprache zu erlernen, können diese bei ausreichendem Hörrest mit Hilfe verschiedener Möglichkeiten weiter nutzen. Langsames deutliches Sprechen des Gegenübers, die Nutzung von Hörgeräten und Mikroportanlagen, sowie ein Cochlea Implantat können die Kommunikation erleichtern.
Manche Taubblinde können bei geringem Sehvermögen stark vergrößerte Schrift mit Hilfe von speziellen Leselupen oder mit Hilfe der entsprechenden Einstellung am Computer-Bildschirm lesen.

Die Brailleschrift

Auch mit Hilfe der Brailleschrift können taubblinde und hörsehbehinderte Menschen kommunizieren und sich Informationen beschaffen, wenn sie ausreichende Kenntnisse in der Schriftsprache haben. Es gibt Tageszeitungen oder Bücher in Brailleschrift, neue Techniken erweitern die Möglichkeiten. Man kann etwa am Computer mit Braillezeile arbeiten oder mobile Kommunikationsgeräte wie das TABLI bzw. Tabcom nutzen.

Dokument mit Brailleschrift und Hand darüber

(Taktile) Gebärdensprache

Bei entsprechendem Sehvermögen ist die Deutsche Gebärdensprache (DGS) eine ausgezeichnete Kommunikationsform. Bei einem eingeschränkten Gesichtsfeld kann man die Gebärden entsprechend anpassen (Sichtfeld-Gebärden). Gebärdensprachlich orientierte Menschen mit nachlassendem Sehvermögen nutzen meist die taktile Gebärdensprache.
Unter der taktilen Gebärdensprache versteht man „gefühltes“ Gebärden. Der Betroffene legt seine Hände auf die des Gebärdenden und spürt die Bewegungen und Handstellungen nach. Auf diese Weise kann er die Gebärden erkennen und verstehen. Diese Kommunikationsform wird in erster Linie von gebärdensprachlich orientierten Menschen eingesetzt.

Daktylieren

Beim Daktylieren handelt es sich um ein Abfühlen des Fingeralphabets. Dies ist zeitaufwendig und setzt Kenntnisse der Schriftsprache voraus.

verschiedene Hände mit Gebärden

Das Lormen

Unter Lormen versteht man den Einsatz eines taktilen Handalphabets. Bestimmten Stellen und Punkte auf der Handinnenfläche wurden jeweils Buchstaben zugeteilt. Diese Erfindung geht auf Hieronymus Lorm (1821-1902) zurück.
Eher veraltet ist die Nutzung der Blockschrift. Bei dieser Methode werden Blockbuchstaben in die Innenseite der Hand geschrieben. Diese Kommunikationsform ist sehr zeitintensiv.
Das Tastalphabet nach Hieronymus Lorm:

Hand-Zeichnung mit Lorm Tastalphabet

A Punkt auf die Daumenspitze E Punkt auf die Zeigefingerspitze I Punkt auf die Mittelfingerspitze O Punkt auf die Ringfingerspitze U Punkt auf die Kleinfingerspitze
Ä Zwei Punkte auf die Daumenspitze Ö Zwei Punkte auf die Ringfingerspitze Ü Zwei Punkte auf die Kleinfingerspitze J Zwei Punkte auf die Mittelfingerspitze
B Kurzer Abstrich auf die Mitte des Zeigefingers D Kurzer Abstrich auf die Mitte des Mittelfingers G Kurzer Abstrich auf die Mitte des Ringfingers H Kurzer Abstrich auf die Mitte des Kleinfingers T Kurzer Abstrich zur Mitte des Daumens
L Langer Abstrich von den Fingerspitzen des Mittelfingers zum Handgelenk P Langer Aufstrich an der Außenseite des Zeigefingers St Langer Aufstrich am Daumen, Außenseite Q Langer Aufstrich an der Außenseite der Hand (Kleinfingerseite)
Z Schräger Strich vom Daumenballen zur Kleinfingerwurzel Ch X-förmiges Kreuz auf dem Handteller Y Querstrich über die Mitte der Finger X Querstrich über das Handgelenk
K Punkt mit vier Fingerspitzen auf den Handteller M Punkt auf die Kleinfingerwurzel N Punkt auf die Zeigefingerwurzel V Punkt auf den Daumenballen, etwas außen W Zwei Punkte auf den Daumenballen, etwas außen C Punkt auf das Handgelenk
R Leichtes Trommeln der Finger auf dem Handteller S Kreis auf dem Handteller
F Leichtes Zusammendrücken der Spitzen von Zeige- und Mittelfinger Sch Leichtes Umfassen der vier Finger

Lormen üben

In München und Nürnberg werden regelmäßig Lormübungen angeboten. Bei Interesse melden Sie sich beim Fachdienst ITM.
Auch ein animiertes Lormalphabet ist bestens zum Üben geeignet. Vielen Dank an Mina Pompe, auf deren Homepage wir verweisen dürfen:

Animiertes Lormalphabet:

In München und Nürnberg werden regelmäßig Lorm-Übungen angeboten. Bei Interesse melden Sie sich bitte einfach beim Fachdienst ITM.
Ebenfalls können Sie einen Lormhandschuh über ITM bestellen